sentosa II

ian nervt. morgens um 0230 fangt er an, sich wie ein blöder herumzuwälzen. schmusen. dann wieder nicht. wieder näher, wieder weg. geht so über ca. 90 minuten. da wird man schon mal eckig. um 0615 oder so ist die nacht dann endgültig geschichte. süss, aber resolut zeigt der kleine kacker, wohin die marschroute führt. danke. kacknase, elende.

unsere bekanntschaft aus der mutter-vater-kind-gruppe kathrin hat uns zu einem date nach sentosa-island eingeladen. nur leider kann sie gar nicht. da alex aber auf den transfer via „sentosa-express“, einer mischung aus hoch- und bahn, extrem scharf ist, beschliessen wir den trip auf eigene faust. sind ja mittlerweile quasi einheimisch. kaufe ez-link-karten (sprich: easylink), eine art prepaidkarte für den öffentlichen nahverkehr. diese massnahme war irgendwie überfällig, weil wir von nun an auch mehr mit dem MRT fahren wollen. cooles system, beim hineingehen wird der maximalbetrag abgebucht. beim aussteigen der differenzbetrag zurückgebucht. das ist unkonventionell, aber clever.

die fahrt ist okay, ian pennt irgendwann ein. ja klar. in de nacht war da keine zeit zu. unterdrücke den impuls, ihn wachzurütteln und hysterisch lachend „na?? kannst du auch nicht schlafen!?!“ zu schreien.

alex lässt seine umwelt gern an seinen erfahrungen teilhaben. gern lautstark. „boar, guck mal!“ „boar, alter schuuede“ (eine linguistische eigenheit, die wir ihm gern verzeihen, weil sie unglaublich süss klingt). toll und etwas nervig, aber komplett daneben, wenn man 4m entfernt steht und ein ganzer bahnwaggon unterhalten wird. im sentosa-express jedenfalls ist er mir manchmal ein wenig peinlich.

besuchen das aquarium. underwaterworld. gut gemacht. man kann gleich im eingangsbereich rochen füttern (bitte einmal die hand heben, wer das schon alles gemacht hat? na? ha? die klasse…!?). alex lehnt dankend ab. er hat zwar oft mut, aber hier so gar nicht. schauen wir eben anderen zu.

allerlei buntes getier haust hinter dicken acrylglasscheiben. der asiate an sich unterscheidet tierarten meines vorurteils nach im prinzip nur nach den sossen, die man dazu reicht. hab mal im TV gesehen, wie ein „frischer“, also tatsächlich lebendiger krakenähnlicher fisch mit einer haushaltsschere tranchiert und einer südostasiatischen tischgesellschaft feilgeboten wurde. petri heil? nich hier.

höhepunkt ist ein ca. 85m langer tunnel durch ein becken, so dass man das ganze gewimmel über sich hat. schöne perspektive bei fotografisch miserablen lichtverhältnissen. man fährt auf einem förderband durch den tunnel. quasi sushi-ad-absurdum. alex dreht eine extrarunde, während ich ian quallen zeige.

der trip dauert insgesamt länger als vermutet. trotz einer kleinen portion eis wird am ausgang lauthals ein chinesisch lieblos gefertigtes plastikspielzeug eingefordert. immerhin kann ich kontern, kein bargeld mehr bei mir zu haben.

beim anschliessenden lunch an einer sentosianischen strandbar gibt es spaghetti carbonara (ein neuer trend zeichnet sich ab) und pizzabrot. die nudeln für alex, das brot für papa. ian bekommt beides. der kellner liefert mit mitleidsvoller miene servietten nach, als er sieht, wie ian isst. alex geht mit der bemerkung „hab keinen hunger mehr“ an den strand. super. entlastung. endet jäh, als er locker 200m weiter weg ist. also hin, anfauchen. ian derweil am tisch. saut fröhlich vor sich hin. komme zurück. bemerke einen widerwärtigen duft. ian hat meine abwesenheit genutzt, um das wort „scheisse“ zu definieren. zu illustrieren. zu rechtfertigen. mag man vom lächeln eines kleinkindes noch so fasziniert sein, die braungrüne kehrseite jedweder nachwuchsromantik kommt. so sicher wie montezumas rache. gern im falschen moment. und wehe du bist nicht ausgerüstet!

ein gewitter bahnt sich an, zerfällt aber wieder. kommt hier häufiger vor. wir gehen also noch an den strand. es gibt duschen nebenan, handtücher sind dabei. alles gut. ian ist ob seines kackanfalls in einen komatösen schlaf verfallen, alex will ins wasser. na gut. die benachbarte „bikinibar“ entpuppt sich als reinfall, immerhin tummeln sich zwei offensichtlich auf der schrägen seite des ärmelkanals aufgewachsene junge ladies als halbwegs vorzeigbar. page und plant singen über kaschmir. leichtes sommerfeeling. ian erwacht, will sich im sand panieren. soll er, denke ich. findet er aber irgendwann doof. treten die heimreise an.

alex will noch einmal in den pool. der erste donner zeigt aber unmissverständlich, dass das eine schlechte idee ist. also hoch. reicht auch für heute.

morgen kindergarten. endlich! 🙂

schönen abend aus singapur

vom

thom

5 Gedanken zu “sentosa II

  1. Lieber Thomas,
    was Du täglich mit den Jungs machst, verdient meine Hochachtung!
    Du hast tagsüber ja so gut wie keine Pause …
    Aber glückliche Kinderaugen sind Dein Lohn, gell?

    Liebe Grüße von Eurer Geli

  2. Hallo!

    Genial: Euere Tage sind voller Erlebnisse! Selbst Deine „Momente mit Scheiße“ ändern nichts daran : )
    Ich war heute im Büro – also kein Vergleich…

    Viele Grüße
    Crisch

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